MRT fürs Brustkrebsscreening? Yes!

MRT fürs Brustkrebsscreening? Yes!

Mit einem klaren „Ja“ beantwortete Elizabeth Morris vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center die Frage, ob die MRT für Brustkrebsscreening genutzt werden sollte. Neue Techniken könnten die Krebserkennung zukünftig sogar in noch frühere Stadien verschieben.

  • Präsentationstag:
    02.02.2017 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Elizabeth Morris, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York/NY, USA
  • Quelle:
    Internationales MRI Symposium 2017

„Ich glaube die MRT hat für das Brustkrebsscreening großes Potenzial“, sagte Elizabeth Morris. In vielen Ländern habe die MRT bei Hochrisikopatientinnen bereits Eingang in die Leitlinien gefunden. Sie könne darüber hinaus auch Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe sowie mit moderatem Brustkrebsrisiko nutzen. Dass die MRT unter allen Methoden die meisten Tumoren finde, werde mittlerweile nicht mehr bestritten.

Allerdings werde die MRT viel zu wenig genutzt – selbst in den Populationen, für die sie die Leitlinien empfehlen. „Die MRT ist teuer und vor allem gibt es viel zu wenig Scanner“, so Morris.

Verkürzte Protokolle

Die seit rund zwei Jahren diskutierten verkürzten MR-Protokolle (abbreviated protocol, AB-MRT) zielen auf die Verringerung der Kosten durch ein „bis auf die Knochen“ verkürztes Protokoll. Dennoch sei die Sensitivität sehr hoch (Kuhl 2014). Die entdecken Karzinome seien so klein, dass viele in der Mammographie nicht entdeckt worden wären. Bei mit den längeren MRT-Protokollen vergleichbaren Detektionsraten sei die Zahl der falsch-positiven nicht gestiegen. Zudem sei die Toleranz der Untersuchung durch Patientinnen gestiegen – die deutlich geringere Zeit im Scanner spiele auch dabei ein Rolle (Mango 2014).

Die neue Studie EA1141, die vor einem Monat aufgelegt wurde, vergleicht nun das verkürzte Protokoll mit der digitalen Brust-Tomosynthese (DBT).

Als Alternative für die AB-MRT nannte Morris die „accelerated MRI“ – Techniken wie TWIST, DISCO oder Compressed Sensing führten ebenfalls zu einer Vereinfachung und Beschleunigung der Untersuchung.

Rettet das MR-Screening Leben?

Hier sei der Blick auf Surrogatparameter nötig, so Morris. Eine gute Screening- Methode entdecke kleine Karzinome und Erkrankungen in einem frühen Stadium. Es gebe gute Evidenz dafür, dass die MRT kleine Karzinome von < 1cm Durchmesser entdecke. Zudem finde die MRT mehr biologisch relevante Karzinome (Sung 2016, Evans 2014). „Die MRT rettet Leben, aber es werden einfach nicht genügend Frauen gescreent – und die Kosten sind dabei auch ein Faktor“, sagte Morris.

Kann Ultraschall die MRT ersetzen?

„Ultraschall kann die MRT definitiv nicht ersetzen“, erklärte Morris der Vollständigkeit halber. Die MRT als alleinige Untersuchung sei besser als die Kombination aus Mammographie und Ultraschall.

Die Rolle von „Genomics“

Die rapide Weitentwicklung des Verständnisses genetischer Faktoren bei der Krebsentstehung wirke sich auf das Screening aus, so Morris. Dass ein einzelner Tumor sehr heterogen sein könne, sei inzwischen gesichert. Je länger ein Tumor wachse, desto mehr Mutationen entwickle er. Wenn Screening einem Tumor in schon einem Stadium vor der Entwicklung heterogener Zellen entdecke, erhöhe dies die Chance ihn kurativ zu behandeln. „Wir werden die Ära der Genomics sehr bald erreichen“, sagte Morris mit Blick auf die sinkenden Kosten genetischer Decodierung – die Entschlüsselung des gesamten Genoms eines Menschen werde inzwischen für weniger als 100 US$ angeboten. Rund 40 verschiedene Brustkrebs maßgeblich mitverursachende Gene („drivers“) seien bekannt – fast drei Viertel aller Patientinnen weise mehr als einen dieser „driver“ auf. Bei einigen Patientinnen seien bis zu sechs nachweisbar. Gerade Brustkrebs mit früher klonaler Expansion müsse frühzeitig erkannt werden.

Liquid Biopsy

In Zukunft könne sich das Screening möglicherweise noch weiter hin zu früheren Stadien der Krebsentwicklung verlagern. Im Blut zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) sei sofort nach Tumorentstehung im Blut nachweisbar. Über diesen Laborwert lasse sich der Tumor bereits nachweisen, bevor er in der Bildgebung sichtbar werde. An dieser „Flüssigbiopsie“ (liquid biopsy) werde bereits gearbeitet, unter anderem auch von Morris Team. Als Screening-Ziel nannte Morris, Brustkrebs zu einer Erkrankung werden zu lassen, die so früh erkannt wird, dass sie nicht mehr operativ behandelt werden muss.

Im Moment sei die MRT aber noch die beste Screening-Option.

Referenzen

Evans GD et al.
MRI breast screening in high-risk women: cancer detection and survival analysis.
Breast Cancer Res Treat. 2014 Jun;145(3):663-72

Kuhl CK et al.
Abbreviated breast magnetic resonance imaging (MRI): first postcontrast subtracted images and maximum-intensity projection-a novel approach to breast cancer screening with MRI.
J Clin Oncol. 2014 Aug 1;32(22):2304-10

Mango V et al.
Abbreviated protocol for breast MRI: are multiple sequences needed for cancer detection?
Eur J Radiol. 2015 Jan;84(1):65-70

Sung JS et al.
Breast Cancers Detected at Screening MR Imaging and Mammography in Patients at High Risk: Method of Detection Reflects Tumor Histopathologic Results.
Radiology. 2016 Sep;280(3):716-22

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