State-of-the-Art-Protokoll für die kardiale MR-Bildgebung

State-of-the-Art-Protokoll für die kardiale MR-Bildgebung

In ihrem CME-zertifizierten Paper beschreiben Jordi Broncano et al. ihr State-of-the-Art-Protokoll für die kardiale MRT bei PatientInnen mit akutem Thoraxschmerz.

  • Datum:
    11.05.2021 0 Kommentare
  • Journal:
    RadioGraphics 2021;41:0000–0000
  • Titel:
    Cardiac MRI in Patients with Acute Chest Pain
  • Autor:
    Broncano J et al.
    Zur Originalstudie

Die kardiale MRT dient der Erkennung von Narbengewebe und von Myokard mit bedrohter Vitalität. Sie erlaubt die Beurteilung von Morphologie, globaler und regionaler Funktion und myokardialer Perfusion.

Zentrale Elemente des MRT-Protokolls

Für die kardiale MR-Bildgebung bei PatientInnen mit Verdacht auf einen akuten Myokardinfarkt gelten diese Sequenzen als Grundbausteine:

Cine SSFP

  • Hohe zeitliche und räumliche Auflösung mit gutem Gewebekontrast
  • EKG-Gating mit Atemanhalt; Akquisition in jeder gewünschten Ebene
  • Darstellung von Klappenfehlfunktion, Thromben und Perikarderguss
  • Phasenkontrast-Bildgebung zur Quantifizierung einer ischämischen Mitralklappeninsuffizienz

T2-gewichtete Sequenzen

  • Unerlässlich zur Beurteilung des myokardialen Ödems: Unterscheidung zwischen akutem (mit Ödem) und chronischem (ohne Ödem) Myokardinfarkt
  • Am häufigsten verwendete Sequenz: Black-blood T2-w Short-Tau Inversion-Recovery (STIR) Fast Spin-Echo
  • Intramyokardiale Blutungen = hypointense Areale in ödematösem Myokard
  • T2-gewichtete STIR sollte vor Kontrastmittelgabe erfolgen
  • Potenzielle T2-Limitationen: hohe Herzfrequenz, Bewegungsartefakte

Late Gadolinium Enhancement

Nach Kontrastmittelgabe in Dosierung von 0,1-0,2 mmol/kg

  • Early Gadolinium Enhancement (EGE) mit T1-Sequenzen 1-3 Minuten nach KM-Gabe mit längeren Inversionszeiten (450-500 ms) zur Diagnostik intrakavitärer Thromben
  • Mikrovaskuläre Obstruktion bzw. intramyokardiale Blutung und intrakardiale Thromben = hypointens in Relation zu normalem Myokard (mittlere Signalintensität) und Infarktgewebe (hyperintens)
  • First-pass Perfusion zur dynamischen Beurteilung der ersten Passage des Kontrastmittels durch das Myokard. Besonders sensitiv für Detektion mikrovaskulärer Obstruktion und intramyokardialer Blutungen.
  • Late Gadolinium Enhancement (LGE) zentral für Bildgebung akuter Infarkte.

Hoch aufgelöste 2D oder 3D T1-gewichtete Inversion-Recovery Sequenz 7-12 Minuten nach KM-Gabe.

Fibrotische oder nekrotische Areale = hyperintens wegen verzögerten Wash-Outs.

Darstellung mikrovaskulärer Obstruktion bzw. intramyokardialer Blutungen

Beschleunigte Bildgebung bei kardialen Notfällen

  • SSFP in der kurzen Achse zwischen KM-Gabe und Akquisition der LGE-Bilder durchführen
  • Kontrastverstärkte Cine SSFP-Sequenzen zeigen Regionen ödematösen Myokards = hohe Signalintensitäts-Ratio T2w/T1w im Vergleich zu normalem Myokard
  • Bei PatientInnen mit Atemnot oder Arrhythmie: Real-time Cine SSFP in freier Atmung

Optionale Sequenzen

Zusätzliche Sequenzen lassen sich ins Protokoll aufnehmen, verlängern aber die Dauer der Untersuchung und Nachbearbeitung.

T2-Mapping basiert auf einer Reihe T2-gewichteter SSFP Sequenzen mit unterschiedlichen Echozeiten. Quantitative Ödembeurteilung (anhand hoher T2-Werte) bzw. intramyokardialer Blutungen oder mikrovaskulärer Obstruktion (niedrige T2-Werte). Gut reproduzierbar, sofern Slow-Flow-Artefakte und Spulen- bzw. Signalintensitäts-bedingte Inhomogenitäten vermieden werden.

T2* Mapping für Detektion und Quantifizierung intramyokardialer Blutungen, weil sensitiv für Hämoglobin-Abbauprodukte (niedrige T2*-Werte). Messung üblicherweise im Kammerseptum.

T1-Mapping basiert auf einer Single-Shot SSFP-Sequenz zu mehreren Zeitpunkten nach einem Magnetisierungspuls. T1-Repräsentation auf Pixel-Ebene.

Verlängerte T1-Werte weisen hin auf Entzündung, Ödem, Blutung, Nekrose und Fibrose.

Extrazelluläres Volumen als Marker des myokardialen Remodellings wird errechnet anhand von T1-Maps vor und nach KM-Gabe und unter Anpassung an Hämatokrit-Wert.

Diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI) als alternativer Ansatz zu T2-gewichteten STIR-Sequenzen zur Ödem-Beurteilung. Analyse visuell oder quantitativ (ADC; Diffusionskoeffizient) möglich.

mh/ktg
11.05.2021

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