Gestresste MRT-PatientInnen verlangsamen den Workflow

Gestresste MRT-PatientInnen verlangsamen den Workflow

Rund ein Drittel aller PatientInnen reagiert auf eine MRT mit Stress und mäßigen bis starken Angstgefühlen – was nicht nur das Wohlbefinden der PatientInnen, sondern auch den Workflow beeinträchtigt. Radiologische Abteilungen sollten diese Faktoren berücksichtigen.

  • Datum:
    21.07.2022 1 Kommentare
  • Journal:
    J Am Coll Radiol 2022 Mar;19(3):423-432.
  • Titel:
    MRI as a Stressor: The Psychological and Physiological Response of Patients to MRI, Influencing Factors, and Consequences
  • Autor:
    Madl Janika et al.
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Hintergrund

Die MRT ist nicht-invasiv und schmerzfrei – trotzdem leiden bis zu 37% aller PatientInnen in der MRT unter mittleren bis schweren Stress- und Angstgefühlen, wie mehrere Studien zeigen. Bislang ist die Studienlage zu den dafür verantwortlichen Parametern uneindeutig. Welche Faktoren genau dazu beitragen, hat Janika Madl, Mitarbeiterin am Lehrstuhl Gesundheitspsychologie der Universität Erlangen und bei Siemens Healthineers, zusammen mit ihren KollegInnen nun untersucht.

Fazit

Empfinden Personen in der MRT Stress und Angst, erhöht dies signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass die Scans länger dauern oder wiederholt werden müssen. Umgekehrt wirken positive Vorerfahrungen bei der nächsten Untersuchung als eine Art positiver Puffer.

Das Risiko für Stress und eine negative psychische Reaktion durch die MRT ist vor allem bei Frauen erhöht, die sich einer Mamma-MRT unterziehen müssen.

„Diese Faktoren sollten im medizinischen Ablauf berücksichtigt werden, um eine positive Patientenerfahrung und reibungslose klinische Abläufe zu gewährleisten“, so die AutorInnen.

Methodik

  • Explorative Prä-Post-Studie – bei diesem Studientyp wird vor und nach der Durchführung einer Maßnahme eine Messung durchgeführt.
  • 96 PatientInnen (59 Frauen, 37 Männer) mit einer terminierten MRT in der radiologischen Abteilung der Universität Erlangen: Juni – August 2020
  • Nur Untersuchungen, bei denen der Kopf zuerst in den Scanner gefahren wurde
  • Befragung nur ohne Störung des klinischen Ablaufs
  • Ausschlusskriterien: PatientInnen unter 18 Jahren, mangelnde Sprachfähigkeit, Schwangerschaft und Stillzeit
  • Während der Wartezeit vor und kurz nach der MRT:
    • Ausfüllen gängiger standardisierter Fragenbögen zur psychischen Verfassung durch die PatientInnen: deutschsprachiges State-Trait-Anxiety-Inventory (STAI-SKD), Kurzfragebogen zur aktuellen Beanspruchung (KAB) und Frage nach Stimmung und Angst-Level mit zwei 5-Stufen Likert-Skalen.
    • Abfrage möglicher Einflussfaktoren und Kontrollvariablen
    • Abgabe von Speichelproben zur Messung zweier physiologischer Stressindikatoren: Kortisol und alpha-Amylase

Ergebnisse

Die meisten PatientInnen tolerierten die MRT gut, allerdings berichtete rund ein Drittel über mäßige bis schwerwiegende Angst, zwei PatientInnen beendeten die Untersuchung sogar vorzeitig.

Alle psychologischen Parameter verbesserten sich signifikant nach dem Scan (p < 0,001).

Die Messwerte von Kortison und alpha-Amylase unterschieden sich hingegen nicht signifikant vor und nach der MRT (p > 0,258). Der psychische Zustand korrelierte zwar mit den Kortisolwerten – je mehr Stress, desto höher der Kortisolwert – nicht aber mir der alpha-Amylase. Die AutorInnen gehen davon aus, dass der körperliche Stress eher von einer Erfahrung der Unkontrollierbarkeit und Unsicherheit in der Untersuchungssituation herrührt als vom Scan selbst.

Insbesondere Vorerfahrungen in der MRT waren prädiktiv für die Reaktion der PatientInnen: Wer bereits schlechte Erfahrungen gemacht hatte, zeigte höhere psychologische Stresslevel und höhere Kortisolwerte.

In Bezug auf den Workflow zeigte sich, dass Stress und Angst signifikant vorhersagen, wie wahrscheinlich ein Scan wiederholt werden muss (Nagelkerke's R2 = 0,31, p = 0,011) und wie lange er dauert (adjustiertes R2 = 0,22, p < 0,001).

Dass MRT-Untersuchungen in Bauchlage weniger Stress verursachen, konnte die Erlanger Studie nicht bestätigen. Die AutorInnen vermuten als Ursache, dass in ihrer Studie vor allem Frauen mit einer Mamma-MRT in Bauchlage untersucht wurden – bei dieser Gruppe war das Stress- und Anspannungslevel vor der Untersuchung am höchsten. Dies könnte mögliche positive Effekte der Bauchlage nivelliert haben.

kf/ktg
21.07.2022

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