RöKo 2018 – Schmerzhafter Prozess von Erfolg gekrönt

RöKo 2018 – Schmerzhafter Prozess von Erfolg gekrönt

Dosismanagement ist gewöhnungsbedürftig. Doch es lohnt sich, wie Michael Forsting vom Universitätsklinikum Essen aufgrund eigener Erfahrungen festgestellt hat.

  • Präsentationstag:
    11.05.2018 1 Kommentare
  • Autor:
    if/ktg
  • Sprecher:
    Michael Forsting, Universitätsklinikum Essen
  • Quelle:
    Deutscher Röntgenkongress 2018

Seit fünf Jahren betreibt das Radiologie-Institut des Universitätsklinikums Essen Dosismanagement mit Radimetrics™ und erzielt seither für seine CT-Praxis beachtliche Verbesserungen. Doch die Einführung des Systems war „ein schmerzhafter Prozess“, wie Michael Forsting, der Direktor des Instituts, sich erinnert, „Dosismanagement wollte eigentlich niemand.“ Denn wer wolle schon gerne überwacht werden.

Dabei herrschte bereits vor Einführung von Radimetrics im Essener Klinikum eine Kultur der Selbstoptimierung. Im Jahr 2001 wurde Qualitätsmanagement eingeführt und im Zuge dessen das Reporting System CIRS, welches jährlich „hunderte Fehlermeldungen“ erfasst. „Wenn was passiert, wissen wir das“, resümiert Forsting. Einen blinden Fleck gab es dennoch: „Wir hatten überhaupt keine Vorstellungen von der Strahlendosis.“

Ausreißer ans Licht gebracht

Diese Schwachstelle sollte schließlich im Herbst 2013 behoben werden. Das Universitätsklinikum verband mit Radimetrics™ nach und nach die sechs verfügbaren CT-Scanner, zwei PET-CTs und eine DSA, die an vier verschiedenen Standorten betrieben wurden. Eine der ersten Beobachtungen, die der Essener Radiologe und seine Kollegen machten, betraf die Unterschiede von Scanner Generationen: Das älteste CT-Gerät verursachte bei nahezu allen Untersuchungsarten Strahlendosen, die jene von neuen Scannern teilweise um ein Vielfaches überstiegen. Bei 23 Millisievert lag beispielsweise die durchschnittliche Dosis einer Thorax-CT. Mit neueren Geräten lag sie hingegen nur noch bei 5-6 Millisievert. Als Forsting dies dem Vorstand mitteilte, wurde sofort ein neues CT-Gerät bewilligt.

Starke Schwankungen sah der Vortragende auch bei Untersuchungen, die außerhalb des Normalbetriebs, etwa nachts oder am Wochenende, durchgeführt wurden. Offenbar tendierten hier die MTRAs dazu, den Scan so durchzuführen, dass „auf jeden Fall alles drauf ist“. Eine Leber-CT wurde dann auch mal „von der Clavicula bis zur Leiste“ gefahren. Die vierfache Dosis war mitunter das Resultat.

Um die Situation zu verbessern, wurden am Anfang jeden Monats Sitzungen mit allen Mitarbeitern durchgeführt. Alle Protokollverletzer wurden im Zuge dessen persönlich angesprochen. Diese Vorgehensweise machte sich bezahlt, wie Forsting beschrieb: Heute verteile sich die Dosis deutlich homogener, dennoch gebe es auch jetzt noch Ausreißer.

Sportliche Vergleichskultur

Das Universitätsklinikum nimmt zusätzlich seit zwei Jahren an einer NIH-Studie zum Dosismanagement teil – gemeinsam mit anderen namhaften Instituten, wie dem Oxford University Hospital, dem Maastricht University Medical Center oder dem University Hospital of Basel. Im Zuge dieser Studie erhält Forsting Auswertungen, welche anzeigen, wo das Essener Institut im Vergleich zu den anderen steht. Hervorragend schneidet das Institut beispielsweise beim Thorax-CT ab. Hinsichtlich CTDIvol bzw. DLP lagen sie an vierter bzw. dritter Stelle. „Da sind wir Weltklasse“, freute sich der Institutsdirektor und gab zu bedenken, dass sie seit vielen Jahren konsequent daran gearbeitet haben. Optimierungsbedarf zeigt sich hingegen bei der Schädel CT. Hier liegen die Essener derzeit im Mittelfeld. Forsting sieht diese Vergleiche als einen guten Ansporn, sich weiter zu verbessern.

Ein ähnliches Konzept zum sportlichen Vergleich der CT-Strahlendosen wurde nun auch in Deutschland von Bayer Vital GmbH angestoßen. Forsting hofft, dass nächstes Jahr erste Ergebnisse verfügbar sind.

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