RöKo 2019 – Kommunikation mit Zuweisern: Konkret und strukturiert

RöKo 2019 – Kommunikation mit Zuweisern: Konkret und strukturiert

Radiologen kommunizieren mit vielen Entscheidern. Die Ergebnisse der Bildgebung führen nicht nur zu Diagnosen, sondern steuern häufig auch die Therapie. Über die Kommunikation mit Zuweisern ein Erfahrungsbericht aus München.

  • Präsentationstag:
    30.05.2019 0 Kommentare
  • Autor:
    if/ktg
  • Sprecher:
    Anno Graser, Gemeinschaftspraxis Radiologie München
  • Quelle:
    100. Deutscher Röntgenkongress 2019

„Ich kommuniziere gerne“, ließ Anno Graser von der Gemeinschaftspraxis Radiologie München gleich zu Beginn seines Vortrags die Zuhörer wissen. Insbesondere die Kommunikation mit den Zuweisern sei für ihn eine der angenehmsten Aufgaben, da sie auf fachlich hohem Niveau stattfinde. Zudem sei das kompetente Fachgespräch erfolgsbestimmend für eine radiologische Praxis.

Diese Erfahrung hat Graser als Gesellschafter der Gemeinschaftspraxis München gemacht, die mittlerweile an acht Standorten vertreten ist und mit rund 160 Mitarbeitern zirka 30.000 Patientenfälle im Jahr aus zwei Krankenhäusern radiologisch betreut.

Graser unterteilt die Kommunikation mit seinen Zuweisern in drei Schritte:

Schritt 1: Vom Zuweiser zum Radiologen

Eine gelungene Kommunikation mit den Zuweisern beginnt bereits bei der Überweisung. Graser kritisierte, dass auf Überweisungsscheinen häufig zu wenige Informationen vermerkt seien. Oft sei nur eine ICD-10 Nummer eingetragen. Doch gerade bei onkologischen Fragestellungen sei dies zu wenig. Für die Bildgebung maligner Erkrankungen sei beispielsweise wichtig zu wissen, ob ein lokalisiertes oder metastasiertes Karzinom vorliegt, oder ob der Patient bereits eine Therapie erhält.

Daher scheue sich nicht davor, die zuweisenden Kollegen dafür zu sensibilisieren, so Graser. Sollten dennoch zu wenige Informationen auf dem Überweisungsschein vermerkt sein, empfiehlt Graser, den Patienten durch einen Praxismitarbeiter im Warteraum direkt ansprechen zu lassen. Kann der Patient keine konkreten Angaben machen, was häufig der Fall wäre, ruft der Mitarbeiter beim Zuweiser an. Graser betonte, dass er mit diesen Aufgaben stets seine Mitarbeiter betraue und nie selber anrufe, da dies viel zu viel Zeit koste.

Schritt 2: Befunderstellung

Nach der Untersuchung ist es wiederum am Radiologen, die richtigen Informationen bereitzustellen, damit der Zuweiser daraus therapeutische Schlüsse ziehen kann. Graser ermahnte seine Kollegen, nicht nur das Gesehene zu beschreiben, sondern auch konkrete Beurteilungen abzugeben. Wichtig sei, sich festzulegen und keine verwirrenden Ergebnisse zu liefern: „Schreiben Sie ‚Es handelt sich um...’ Wenn Sie sich nicht sicher sind, geben Sie eine Liste von Differenzialdiagnosen an.“

Der besseren Übersicht halber strukturiert Graser seine Befunde in verschiedene Abschnitte. Das helfe dem Zuweiser, sich zurechtzufinden. Der erste Teil enthalte die Beschreibung, die in der Onkologie immer auch Größenmessungen enthalten sollte, um den Krankheitsverlauf zu dokumentieren. Der zweite Abschnitt enthält die Beurteilung, die aus maximal drei bis acht Zeilen besteht und ebenfalls untergliedert sein sollte. Am Ende des Textteils äußert Graser seine Empfehlung. Dies sei die wichtigste Zeile des Dokuments, da der zuweisende Arzt daraus schnell konkrete Schlüsse ziehen könne.

Nach dem schriftlichen Teil enthält ein von Graser und seinen Kollegen der Gemeinschaftspraxis erstellter Befund stets eine Reihe von Bildern, die das schriftlich Beschriebene zusätzlich belegen. Diesen zusätzlichen Service würde in München keine andere Radiologiepraxis anbieten. „Das kommt enorm gut an“, ergänzt Graser. Zudem könne er sich durch die Dokumentation der Bilder in Kombination mit den Messwerten rechtlich besser absichern.

Schritt 3: Befundkommunikation

Die Übermittlung des Befunds an den behandelnden Arzt erfolgt in Grasers Gemeinschaftspraxis aus Datenschutzgründen immer noch per Fax, auch wenn diese Methode antiquierte sei. Zusätzlich händigt Graser seinen Patienten zwei ausgedruckte Exemplare gemeinsam mit seiner Visitenkarte aus. Schließlich sollen die Patienten Rückfragen stellen können.

Für weitere Abstimmungen zwischen behandelndem Arzt und dem Radiologen empfahl Graser den Messenger-Dienst Siilo, der eigens für die Kommunikation unter Ärzten gedacht ist und einen angemessenen Datenschutz biete. Dessen Server befinden sich nicht in den USA, sondern in den Niederlanden. Ausgetauschte Daten würden nach 30 Tagen gelöscht werden.

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