RöKo 2023 – Einfach Ausschalten! CO2-Rechner für die Radiologie

RöKo 2023 – Einfach Ausschalten! CO2-Rechner für die Radiologie

Dass eine große medizinische Einrichtung durch relativ einfache Maßnahmen viel Energie einsparen kann, zeigt das Beispiel des Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrums. Basis war ein selbstentwickelter CO2-Rechner der DGMP.

  • Präsentationstag:
    11.05.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Kilian-Simon Baumann, Universitätsklinikum Gießen-Marburg
  • Quelle:
    RöKo Digital 2023

Wo in der Klinik sind Energie-Einsparpotenziale? Mit dieser Frage hat sich der Arbeitsausschuss „DGMP goes Green“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik e.V. (DGMP) beschäftigt. Kilian-Simon Baumann, Universitätsklinikum Gießen-Marburg, stellte die Antwort der DGMP beim Röko23 Digital vor.

Der Arbeitsausschuss hat Bereiche mit Einsparpotenzial in einer beispielhaften Einrichtung, dem Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum, identifiziert. Zwei Bereiche waren augenfällig:

  1. IT-Geräte wie Bürorechner, Bildschirme oder Beleuchtung und
  2. Großgeräte wie CT, MRT oder Beschleuniger.

In beiden Bereichen hat der Arbeitsausschuss alle stromverbrauchenden Geräte gezählt, ihren Stromverbrauch gemessen und unnötige Einschaltzeiten und Standby-Phasen identifiziert. Daran schlossen sich zwei Fragen an: Kann die Nutzung der Geräte optimiert werden? Und wie viel Strom und CO2 lassen sich dadurch einsparen?

Beispiel Großgeräte

Die Strommessung haben Baumann et al. mit dem Leistungs- und Energieregistriergerät PEL 103 an den Großgeräten in deren verschiedenen Betriebsmodi durchgeführt. Die Messdaten wurden an verschiedenen Kliniken in Deutschland erhoben. Für radiologische Großgeräte (CT, MRT, Angiographie, SPECT/CT, Bereich Strahlentherapie) zeigte sich, dass Geräte im Standby- oder Scanbereitschafts-Modus verblieben, obwohl keine Untersuchungen stattfanden. Oder der Scanbereitschafts-Modus wurde mehrere Stunden vor dem eigentlichen Scanbetrieb eingeschaltet und blieb bis zu eineinhalb Stunden nach Ende der letzten Untersuchung in Betrieb.

Baumann lieferte folgende Modellrechnung für Einsparpotenziale bei Großgeräten pro Jahr an einer großen radiologischen Einrichtung:

Geräte

Gerätezahl

Leistungseinsparung
in kW

Einsparpotenzial
in Stunden/Woche

Einsparung
in kW/Jahr

Einsparung
in €/Jahr

Einsparung CO2
in t/Jahr

CT

4

2,7

62,5

35.100

11.583

14,7

MRT

3

4,1

39

24.944

8.231

10,5

Angiographie

5

2,2

30

17.160

5.662

7,2

SPECT/CT

3

0,8

32,5

4.056

1.338

1,7

Strahlentherapie

3

7,5

26

30.420

10.038

12,8

Summe

 

 

 

111.680 kW/Jahr

36.852 €/Jahr

46,9 t/Jahr


Durch den Einsatz verschiedener Energiesparmethoden bei den medizinischen Großgeräten – beispielsweise das Umschalten vom Standby-Modus in den Aus-Modus während der Nicht-Untersuchungszeiten z.B. nachts, wurden an der Einrichtung rund 112 MWh im Jahr eingespart. Dies entspricht einer Kosteneinsparung von mehr als 36.000 € und einem jährlichen CO2-Einsparpotential von knapp 47 Tonnen. „Das entspricht in etwa dem jährlichen Energieverbrauch von 28 Vier-Personen-Haushalten“, so Baumann.

DGMP Handlungsempfehlungen

Aus ihren Messungen hat die DGMP Handlungsempfehlungen zur Energieeinsparung in radiologischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Einrichtungen abgeleitet. Außerdem stellt sie online einen Rechner zur Ermittlung des Stromverbrauchs und der Einsparpotentiale zur Verfügung: www.dgmp.de

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