RöKo 2023 – Herz-MRT mit Potenzial zum Kassenschlager

RöKo 2023 – Herz-MRT mit Potenzial zum Kassenschlager

Um die Herz-MRT schneller und automatisierter zu gestalten, gibt es schon jetzt einen gut gefüllten Werkzeugkasten. Das Zertifikat für die kardiale Bildgebung zu erlangen könnte sich lohnen – auch wenn die Vergütung der Herz-MRT derzeit noch schwierig ist.

  • Präsentationstag:
    18.05.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Felix Meinel, Universität Rostock
  • Quelle:
    RöKo 2023

Nicht einmal ein Prozent der MRT-Untersuchungen an der Universitätsmedizin Rostock sind kardiale Untersuchungen. So skizzierte Felix Meinel, Universitätsmedizin Rostock, die aktuelle Lage für die kardiale MRT. „Während in unserer Sprechstunde Kardiovaskuläre Bildgebung die Fallzahlen für die kardiale CT stark ansteigen, steigen die der kardialen MRT nur relativ schwach.“ Meinel diskutierte beim RöKo 2023 Möglichkeiten, die Potenziale der kardialen MRT auszureizen.

Vergütung der kardialen MRT weiter schwierig

Die Vergütung der Leistung „MRT Herz“ ist nach wie vor schwierig. Im einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es dafür keine Abrechnungsziffer. Eine ersatzweise Abrechnung als „MRT-Untersuchung des Thorax“ ist nicht zulässig – dies hat der Bewertungsausschuss GKV 2021 eindeutig festgestellt.

Die Abrechnung der Leistung mit der GKV ist in einigen Fällen möglich, wenn die Versicherten sich selbst mit einem Kostenvoranschlag an ihre Krankenkasse wenden. Im Einzelfall kann diese dann die Vergütung der kardialen MRT übernehmen. Alternativ können Versicherte die Untersuchung auch selbst zahlen; in dem Fall liegt der Betrag – nach GOÄ und bei einfachem Satz – aktuell bei knapp unter 400 EUR.

Auf weitere potenzielle Sonderfälle wie Selektivverträge, ASV-Verträge und Hochschulambulanzen ging Meinel nicht weiter ein.

Auch in der privaten Krankenversicherung (PKV) gibt es keine Abrechnungsziffer für die kardiale MRT. Im Gegensatz zu den GKVen erstatten die PKVen aber in der Regel problemlos eine MRT-Untersuchung des Thorax. Alle Einzelpositionen zusammengenommen (MRT Thorax, ergänzende Serien, Kontrastmittel-Einbringung Hochdruckinjektion, computergestützte Analyse u.a.) mit Abrechnungsfaktor 1,8 bzw. 2,3 ergibt sich ein Betrag von aktuell 687 EUR.

Potenziale für mehr Effizienz

„In der Herz-MRT müssen wir schneller, standardisierter und automatisierter werden und mehr Personal ausbilden“, so Meinel. Potenziale für eine Effizienzsteigerung der kardialen MRT sind reichlich vorhanden:

  • Vollautomatisierte KI-basierte Volumetrie – „Mit KI funktioniert das schon sehr gut“, so Meinel. Klinisch relevante Korrekturen der KI-basierten Messungen sind bei weniger als 20 Prozent der Patient:innen erforderlich (Böttcher et al. 2020).
  • Mit Deep-Learning-basierter Bildrekonstruktion lässt sich die Akquisitionszeit deutlich senken. CINE-Bildgebung über 3 Herzzyklen liefert dafür ausreichend gute Bilder.
  • Automatisierte Schichtpositionierung – „KI-basiert von den Körperachsen auf die Herzachsen zu gelangen, hat schon vor einigen Jahren ganz gut geklappt“, so Meinel, „aber bislang hat das noch kein Hersteller zur Produkttauglichkeit entwickelt.“
  • Verzicht auf Schichtpositionierung durch schnelle 3D-Sequenzen – Knapp zwölf Minuten im Untersuchungsraum bzw. eine Minute Akquisitionszeit genügen für die ultraschnelle 3D-Bildgebung (Gómez-Talavera et al. 2021). Sie beinhaltet CINE-Bildgebung für Anatomie und Funktion sowie das Late Gadolinium Enhancement. „Das Signal-Rausch-Verhältnis ist hier zwar noch nicht so gut wie bei 2D, aber die Bilder besitzen diagnostische Qualität“, so Meinel.
  • Self-gated“ Herz-MRT – Die Informationen zu den Herzzyklen sind in den akquirierten MRT-Daten enthalten. Daraus retrospektiv das Gating abzuleiten „wäre ein Riesenschritt hin zum Kassenschlager, denn allein das Kleben der Elektroden kostet einiges an Zeit.“

Fazit: Herz-MRT nicht so schwierig wie oft angenommen

„Die kardiale MRT wird oft als schwierig wahrgenommen“, so Meinel; dazu geselle sich die Annahme, nur spezielle Befunder könnten die Bilder lesen. Tatsächlich sei die kardiale MRT aber nicht spezieller als beispielsweise die MRT der Prostata.

„Wir müssen dafür sorgen, dass die kardiale MRT diesen Ruf los wird“, forderte Meinel und warb dafür, die Zertifizierungsoffensive Herzbildgebung der DRG AG Herz- und Gefäßdiagnostik mit Q1 und Q2-Zertifizierung zu nutzen. Bis zum 31.12.2023 sind die Zertifizierungsgebühren um 50 Prozent reduziert (100 EUR für Q1, 200 EUR für Q2).

„An dieser Fortbildung können Sie online teilnehmen. Das sollte jeder von Ihnen tun“, so Meinel. Auch für die MTR gebe es eigene Angebote.

Referenzen

Böttcher B et al. Fully automated quantification of left ventricular volumes and function in cardiac MRI: clinical evaluation of a deep learning-based algorithm. Int J Cardiovasc Imaging 2020 Nov;36(11):2239-2247.

Gómez-Talavera S et al. Clinical Validation of a 3-Dimensional Ultrafast Cardiac Magnetic Resonance Protocol Including Single Breath-Hold 3-Dimensional Sequences. JACC Cardiovasc Imaging 2021 Sep;14(9):1742-1754.

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