ECR 2022 – Brustbildgebung 2025: Zunehmende klinische Bedeutung

ECR 2022 – Brustbildgebung 2025: Zunehmende klinische Bedeutung

Mit der Entwicklung neuer Modalitäten und Therapien ändert sich auch die Rolle der RadiologInnen: Sie müssen aktiver als bisher an Entscheidungen in interdisziplinären Teams teilhaben.

  • Datum:
    10.10.2022 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Eva Fallenberg, TU München
  • Quelle:
    ECR 2022

Die Rolle der RadiologInnen in Früherkennung, Diagnose und Therapie von Brustkrebs wird zunehmen. Die Radiologie hat damit die Chance, ihr Fach auch klinisch stärker als bisher in den Vordergrund zu rücken.

Epidemiologie – Mehr Brustkrebs-Erkrankungen

Weil die Bevölkerung immer älter wird, steigt die Inzidenz von Brustkrebs – gleichzeitig sinkt die Sterblichkeit. Von 2020 bis 2040 wird die Gesamtinzidenz von Brustkrebs in der EU voraussichtlich um 9,7% von 355.460 auf 390.600 Frauen steigen. Damit wird auch die Nachfrage an Diagnostik und Therapieüberwachung weiter zunehmen.
Die Früherkennung von Brustkrebs vermag diese Krankheitslast einzudämmen. Ansonsten erhöht jeder Millimeter Brustkrebswachstum das Metastasierungsrisiko.
Die Inzidenz des Mammakarzinoms in der EU nimmt zu. Trotz sinkender Brustkrebs-Mortalität wird deshalb mehr radiologische Expertise benötigt

Assessment-Instrument Bildgebung

Für die Erstellung von Brustkrebs-Risikoprofilen sind bereits diverse Parameter im Einsatz. Die Radiologie differenziert diese Profile nun weiter, da auch die Brustgewebsdichte und -struktur das Risiko beeinflussen (Gierach 2014). „Das ist wichtig, weil wir so das individuelle Risiko bestimmen können“, sagt Eva Fallenberg, TU München.

Die Gewebsdichte lässt sich auch als Marker für das Ansprechen auf eine Behandlung nutzen: Wenn beispielsweise die Gewebsdichte bei einer Patientin unter Tamoxifen abnimmt, heißt dies, dass Tamoxifen wirkt (Li 2013). Die Bildgebung kann überdies zwischen verschiedenen Tumortypen unterscheiden. Außerdem ist mit der kontrastverstärkten MRT die Heterogenität von Tumoren darstellbar.

Radiologie gewinnt an Bedeutung

„Wir haben viele Modalitäten – vor allem in den letzten 10 Jahren war die Entwicklung enorm“, so Fallenberg. Zudem lässt sich Künstliche Intelligenz (KI) schon jetzt für Diagnostik, Prognose und Risikobewertung einsetzen. All dies stärkt die Rolle der Radiologie. RadiologInnen sollten sich daher schnellstens auch mit den Wirkungen neuer Behandlungsmöglichkeiten vertraut machen – als ein Beispiel nannte Fallenberg die Immunantwort auf diese neuen Therapien.

Der Wandel geht allerdings weit über den klinischen Alltag hinaus – er verändert auch die Strukturen. Bislang gehören RadiologInnen nicht zum Kern-Behandlungsteam, das heißt ihre wichtige Rolle wird derzeit oft noch unterschätzt. Perspektivisch müssen sie Teil des Kernteams werden.

Meinungen zur zukünftigen Rolle der Radiologie

Wie diese Rolle aussehen könnte, erfragte Fallenberg in einer Mini-Umfrage bei KollegInnen verschiedener Fachrichtungen:

  • RadiologInnen werden Brustzentren klinisch leiten und die multidisziplinären Teams führen. Sie werden KI testen und einsetzen, Biopsien und per Bildgebung geführte Behandlungen durchführen und den Patientinnen die Diagnose mitteilen.
  • Frauen mit dichter Brust werden mit verkürzten MRT-Protokollen gescreent. Die kontrastverstärkte Mammographie wird für symptomatische junge Frauen und zur Problemlösung eingesetzt, möglicherweise auch für das präoperative Staging.
    Fiona Gilbert, Radiologin, Cambridge, UK
  • Die Bildgebung wird die Therapie von Anfang an weitgehend bestimmen, einschließlich der systemischen Therapie und der adjuvanten Strahlentherapie. Angesichts steigender Anforderungen an die Brustbildgebung nehmen sensitivere und daher teurere Verfahren wie die MRT zu.
    Kai Borm, Strahlenonkologe, TU München
  • Das medizinische Allgemeinwissen der RadiologInnen wird steigen – sie müssen in erster Linie ÄrztInnen sein. Impfungen sind eine Variable, die die Brustbildgebung in der Zukunft weiter verkompliziert.
    Francesco Sardanelli, Radiologe, Mailand, Italien
  • RadiologInnen müssen "die Besorgten gut beraten". Sie sind in erster Linie ÄrztInnen und nicht nur ExpertInnen für sehr spezielle Technologien. Sie werden KI einsetzen, um PatientInnen zu stratifizieren und PatientInnen mit geringen Risiken auch behandeln.
    Matthew Wallis, Radiologe, Cambridge, Großbritannien

Fazit

An vielen Stellen werden RadiologInnen wichtiger, zum Beispiel:

  • als Hauptakteure im interdisziplinären Umfeld
  • bei der Behandlungsplanung und -überwachung
  • bei der Bereitstellung risikoadaptierter Behandlungspfade
  • um mit Hilfe von KI-Tools den Arbeitsaufwand für das Screening zu verringern und das individuelle Brustkrebsrisiko zu bestimmen.

Referenzen

Gierach GL et al. Comparison of mammographic density assessed as volumes and areas among women undergoing diagnostic image-guided biopsy. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2014;23:2338-48

Li J et al. Mammographic Density Reduction Is a Prognostic Marker of Response to Adjuvant Tamoxifen Therapy in Postmenopausal Patients With Breast Cancer. J Clin Oncol 2013;31(18):2249-56

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