neuroRAD 2019 – Interview mit Kongresspräsident Claus Zimmer

neuroRAD 2019 – Interview mit Kongresspräsident Claus Zimmer

Kongresspräsident Professor Dr. med. Claus Zimmer (Klinikum rechts der Isar der TU München) zum Stand der Künstlichen Intelligenz in der Neuroradiologie

  • Datum:
    05.11.2019
  • Autor:
    mh/ktg
  • Quelle:
    neuroRAD 2019

Wie präsent war die Start-Up-Szene beim neuroRAD?

Erstmals haben sich dieses Jahr 29 Startups auf der Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Neuroradiologie präsentiert. Die meisten dieser Startups haben kurze Power Pitch-Vorträge gehalten. Außerdem hatten sie die Möglichkeit, ihre wissenschaftlichen Ergebnisse als Poster oder zum Teil auch als Vorträge zu präsentieren. Darüber hinaus gab es Podiumsdiskussionen zum Thema “KI“ mit Vertretern aus der Klinik, Politik, Krankenkassen und anderen Beteiligten.

Wie sahen die neuen Start-Up Power Pitches aus?

In sechs Power Pitch-Sitzungen haben die Startup-Firmen ihre Produkte den Besuchern vorgestellt: Je Start-Up drei Minuten zum Präsentieren, zwei Minuten zum Diskutieren. Das kam sehr gut an. Viele der Zuschauer haben die Gelegenheit genützt, sich dann an den Ständen näher über die vorgestellten Themen zu informieren. Dabei wurde ganz deutlich, dass über die Anwendung von neuen Computer-basierten Auswertetools eine neue Entwicklung auf jeden von uns zukommt. Die Vernetzung zwischen Entwicklern und Anwendern muss weiter intensiviert werden. Unklar ist aber nach wie vor, wie solche neuen Tools vom Nutzer finanziert werden.  Außerdem sind zentrale Fragen des Datenschutzes noch ungeklärt.

Welche Trends zeichnen sich hinsichtlich KI in der Neuroradiologie ab?

Die großen KI-Anwendungsgebiete in der Neuroradiologie liegen derzeit in der Quantifizierung von Hirngewebe, zum Beispiel in der Bestimmung des Atrophiegrades bei neurodegenerativen Erkrankungen. Auch die Computer-basierte automatische Quantifizierung etwa von MS-Herden ist ein wichtiger Anwendungsbereich. Die Generierung von molekularen Daten aus einfachen MRT-Untersuchungen – also „Radiogenomics“ – ist dagegen nach wie vor eher ein Thema für die Wissenschaft. Hier wird es noch eine Zeit dauern, bis solche Methoden in die tägliche Routinediagnostik Einzug halten. Außerdem zeichnet sich ab, dass die derzeitigen MRT-Sequenzprogramme künftig durch synthetische Sequenzen abgelöst werden, die aus einem Basis-Sequenzsatz generiert werden. Vermutlich lässt sich damit die Untersuchungszeit noch einmal erheblich senken und die Nutzung von Kontrastmittel weiter reduzieren.

Wo wird KI auch für niedergelassene Radiologen ein Thema?

Für niedergelassene Radiologen und Neuroradiologen ist es absehbar, dass Methoden zum Beispiel zur Atrophiebestimmung oder zur automatisierten MS-Plaque-Analyse Einzug in den klinischen Alltag haben werden. Auch die Reduktion der Untersuchungszeit über den vermehrten Einsatz von synthetischen MRT-Sequenzen dürfte für diese Berufsgruppe von Interesse sein.

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