Prostata-MRT vs. Histopathologie nach Prostatektomie
Die lokale Tumorausdehnung in der MRT liefert – auch bei nicht perfekter Übereinstimmung mit der Histopathologie – zusätzliche prognostische Informationen.
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Datum:13.01.2022 0 Kommentare
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Journal:Radiology 2022;000:1-8
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Titel:Local Extent of Prostate Cancer at MRI versus Prostatectomy Histopathology: Associations with Long-term Oncologic Outcomes
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Autor:Wibmer AG et al.
Zur Originalstudie
„Wir brauchen mehr genau solcher Studien, die den Patienten-Outcome bewerten.“ Prof. Ronald H. Gottlieb, Florida/USA, im Editorial von ‚Radiology’ |
Fazit
Die lokale Ausdehnung eines Prostatakarzinoms in der MRT-Bildgebung liefert prognostische Informationen für den langfristigen onkologischen Outcome. Das gilt unabhängig vom histopathologischen Tumor-Staging und auch bei fehlender Übereinstimmung zwischen MRT-Befund und Histopathologie.
Hintergrund
Eine zentrale Frage beim Prostatakarzinom-Staging ist, ob das Karzinom sich über die Organgrenzen hinaus erstreckt. Das entspräche der TNM-Kategorie T3 (bzw. pT3, wenn nach Prostatektomie histopathologisch nachgewiesen). Für das lokale Prostatakarzinom-Staging ist die MRT bislang wenig etabliert.
Die Hypothese von Andreas G. Wibmer, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York: Der längerfristige Outcome von Patienten mit pT3-Prostatakarzinom nach Prostatektomie ist günstiger, wenn sich in der MRT keine Ausdehnung über die Organgrenzen hinaus zeigt.
Methode / Studiendesign
Wibmer et al. verglichen dazu onkologische Outcome-Parameter zweier Patientengruppen:
- Patienten nach Prostatektomie, bei denen MRT und Histopathologie dieselbe lokale Tumorausdehnung zeigten
- Patienten nach Prostatektomie, bei denen MRT und Histopathologie hinsichtlich lokaler Tumorausdehnung nicht übereinstimmten
Die untersuchten Outcome-Parameter waren:
- Biochemisches Rezidiv (PSA-Wert von 0,1 mg/l nach einer Phase nicht-detektierbaren PSAs)
- Metastasen
- Prostatakarzinom-bedingte Mortalität
Um einen langen Zeitraum nach der Prostatektomie zu analysieren, verwendeten Wibmer et al. Untersuchungsdaten aus den Jahren 2001 bis 2006. Alle Patienten hatten sich vor der radikalen Prostatektomie einer Prostata-MRT bei 1,5T unterzogen. Anhand der MRT-Bilder wurden die extraprostatische Ausdehnung und eine Infiltration der Samenblase beurteilt.
Wesentliche Ergebnisse
In die Analyse eingeschlossen wurden 2.160 Patienten im mittleren Alter von 60 Jahren.
Diagnostische Performanz der MRT
Im Vergleich zur Histopathologie nach Prostatektomie schnitt die MRT folgendermaßen ab:
Diagnose einer pT3-Erkrankung
Sensitivität 44%, Spezifität 93%, positiver Vorhersagewert (PPV) 75%, negativer Vorhersagewert (NPV) 78%
Diagnose einer extraprostatischen Ausdehnung
Sensitivität 46%, Spezifität 93%, PPV 74%, NPV 80%
Diagnose einer Infiltration der Samenblase
Sensitivität 30%, Spezifität 99%, PPV 79%, NPV 95%
Outcome-Analyse
Von den 683/2.160 Patienten mit histopathologisch nachgewiesener pT3-Erkrankung hatten diejenigen einen signifikant günstigeren Outcome, bei denen die MRT (abweichend von der Histologie) keine Überschreitung der Organgrenzen gezeigt hatte. Das galt für alle drei untersuchten onkologischen Parameter.
Unter den 1.477/2.160 Patienten mit pT2-Erkrankung – also ohne histologischen Nachweis einer Überschreitung der Organgrenzen – hatten diejenigen signifikant erhöhte onkologische Risiken, bei denen die MRT (wiederum abweichend von der Histologie) eine extraprostatische Ausdehnung oder eine Infiltration der Samenblase angezeigt hatte. Auch dies galt für alle drei untersuchten onkologischen Parameter.
Die Ergebnisse zeigen, so die AutorInnen, „dass die lokale Tumorausdehnung in der MRT – trotz nicht perfekter Übereinstimmung mit der Histopathologie – zusätzliche prognostische Informationen liefert“. Zwar seien die Ergebnisse noch an neueren MRT-Untersuchungstechniken validiert werden, sie könnten aber schon jetzt die Diskussion darüber anregen, wie die MRT optimal in das Prostata-Staging eingebunden werden sollte.
mh/ktg
13.01.2022