Verdacht auf koronare Herzkrankheit: CT statt Herzkatheter

Verdacht auf koronare Herzkrankheit: CT statt Herzkatheter

Die DISCHARGE-Studie untersuchte mehr als 3.500 PatientInnen mit Verdacht auf obstruktive koronare Herzkrankheit randomisiert mit CT oder Herzkatheter. Die Hauptfrage: Ist die CT-Diagnostik in der Langzeitbeobachtung mit weniger kardiovaskulären Ereignissen verbunden als die invasive Herzkatheruntersuchung?

  • Datum:
    06.04.2022 3 Kommentare
  • Journal:
    N Engl J Med. 2022 Mar 4. Epub ahead of print.
  • Titel:
    CT or Invasive Coronary Angiography in Stable Chest Pain
  • Autor:
    DISCHARGE Trial Group et al.
    Zur Originalstudie

„Die Bedeutung der Studienergebnisse liegt darin, dass die CT für Patientinnen und Patienten mit dem Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit eine sichere Alternative zum Herzkatheter darstellt.“ Prof. Dr. Marc Dewey, Charité-Universitätsmedizin Berlin und Mitglied der DISCHARGE Trial Group, im Interview.

Hintergrund

Eine Herzkatheteruntersuchung ist der Referenzstandard für die Diagnose einer obstruktiven koronaren Herzkrankheit (KHK). Der Verdacht wird jedoch nur bei 38-50% aller PatientInnen bestätigt; gleichzeitig kann die invasive Herzkatheteruntersuchung – wenn auch selten – zu schwerwiegenden verfahrensbedingten Komplikationen führen.

Die DISCHARGE (Diagnostic Imaging Strategies for Patients with Stable Chest Pain and Intermediate Risk of Coronary Artery Disease)-Studie unter Leitung von Marc Dewey, Charité – Universitätsmedizin Berlin, untersuchte über einen Zeitraum von 3,5 Jahren die Inzidenzen kardiovaskulärer Ereignisse und verfahrensbedingter Komplikationen bei initialer CT im Vergleich zum initialem Herzkatheter.

Fazit

Für PatientInnen mit stabilen Thoraxschmerzen und mittlerer Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive KHK spielt es langfristig keine Rolle, ob die initiale Untersuchung mittels CT oder Herzkatheter erfolgt. Schwere kardiovaskuläre Ereignisse traten über einen Zeitraum von 3,5 Jahren in beiden Gruppen mit annähernd gleicher Anzahl auf. Mit der CT gab es jedoch ein geringeres Risiko für schwere verfahrensbedingte Komplikationen.

Methode

  • Studiendesign: randomisiert, 26 klinischen Zentren in 16 europäischen Ländern
  • Teilnehmende: 3.561 PatientInnen mit stabilem Thoraxschmerz und mittlerer Wahrscheinlichkeit (10-60 Prozent) für eine KHK, davon 56,2% Frauen
  • Untersuchung: nicht-invasive CT ODER invasive Herzkatheteruntersuchung
  • Primärer Endpunkt: schwere kardiovaskuläre Ereignisse über 3,5 Jahre (kardiovaskulärer Tod, nicht tödlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall)
  • Sekundäre Endpunkte: verfahrensbedingte Komplikationen, Angina Pectoris

Ergebnisse

  • Ergebnisse von 3.523 PatientInnen (98,9%) gingen in die Endauswertung ein.
  • Primärer Endpunkt: Die klinischen Langzeitergebnisse waren in beiden Gruppen vergleichbar (2,1% in der CT-Gruppe, 3,0% in der Herzkathetergruppe; Hazard Ratio 0,70).
  • Sekundärer Endpunkt: Schwere verfahrensbedingte Komplikationen waren in der CT-Gruppe geringer (0,5%) als in der Herzkathetergruppe (1,9%), mit einer Hazard Ratio von 0,26.
  • Sekundärer Endpunkt: Angina Pectoris trat in beiden Gruppen zu fast gleichen Teilen auf (8,8% in der CT-Gruppe, 7,5% in der Herzkathetergruppe; Hazard Ratio 1,17)
  • Verlaufskontrollen: Keine Unterschiede bezüglich der Linderung von Thoraxschmerz und der Verbesserung der Lebensqualität zwischen der CT-Gruppe und der Herzkatheter-Gruppe.

Interview mit Studienleiter Prof. Dr. Marc Dewey

Prof. Dr. Marc Dewey im Interview mit der Deutschen Röntgengesellschaft; 22. März 2022

biho/ktg
06.04.2022

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