RöKo Digital 2024 – Wirtschaftlichkeit von KI in der ambulanten Praxis

RöKo Digital 2024 – Wirtschaftlichkeit von KI in der ambulanten Praxis

Der Einsatz von KI in der radiologischen Praxis bietet vielfältige Einsparpotenziale. Daher kann sich KI lohnen, auch wenn sie von den GKVen bislang nicht vergütet wird.

  • Präsentationstag:
    27.04.2024
  • Autor:
    mh/ktg
  • Sprecher:
    Mike Notohamiprodjo, München
  • Quelle:
    RöKo 2024

Mike Notohamiprodjo, geschäftsführender Gesellschafter von "Die Radiologie" in München und Umgebung, skizzierte die Einsparpotenziale durch KI-Nutzung in der radiologischen Praxis.

Sein zentrales Beispiel: Die Einführung einer KI für die muskuloskelettale MRT. Um deren Mehrwert zu ermitteln, hat Notohamiprodjos Praxis mit dem KI-Hersteller eine Studie durchgeführt. Es zeigt sich: Der wirtschaftliche Benefit von KI in der radiologischen Praxis geht über die Befundung weit hinaus.

Reduzierte Messzeiten mit KI

Die Einführung einer KI reduzierte die durchschnittliche Messzeit für eine MRT des Kniegelenks um nahezu die Hälfte – von fast zehn auf nur noch etwas mehr als fünf Minuten. „Und das sogar bei besserer Bildqualität", sagte Notohamiprodjo. Die Messungen basieren auf mehr als 1.700 Untersuchungen mit verschiedenen Protokollen über einen Zeitraum von sechs Wochen.

Weniger Stromkosten

Die mittels KI-Nutzung verkürzten Messzeiten reduzieren auch die Stromkosten deutlich. Das von Notohamiprodjo kalkulierte Einsparpotenzial beträgt pro Arbeitstag 63,64 kWh. Bei einem angenommenen Strompreis von 0,50 EUR pro kWh ermöglicht das in einem Jahr mit 250 Arbeitstagen eine Ersparnis von 15.909 kWh oder 7.954,55 EUR. Damit amortisiert sich die Anschaffung der KI bereits in wenigen Jahren.

Kürzere Raumzeiten pro Untersuchung

Auch die Raumzeit für die Untersuchungen verkürzt sich mit KI, wenn auch nicht im gleichen Maße wie die Messzeiten: Für eine MRT der Lendenwirbelsäule ließ sie sich von durchschnittlich 16,51 auf 13,41 Minuten verringern. Für eine MRT des Kniegelenks sogar von 16,53 auf 10,12 Minuten. Bei gleicher Anzahl von Untersuchungen lassen sich so erhebliche Personal-Ressourcen einsparen. "Auch das hilft uns, dem wirtschaftlichen Druck standzuhalten", so Notohamiprodjo. Die kürzeren Raumzeiten ermöglichen aber auch, kurzfristig ungeplante Patient:innen in den Untersuchungsplan einzuschieben.

Spracherkennung

Für das Diktieren von Befunden und Arztbriefen nutzen Notohamiprodjo und Team ein KI-basiertes Tool zur Spracherkennung. Die durchschnittliche Diktatzeit von zwei Minuten ließ sich so auf nur noch 30 Sekunden verringern. "Das kann sich innerhalb eines Tages auf eine Ersparnis von einer Stunde summieren", so Notohamiprodjo.

Befundung

Ungeliebte und zeitaufwändige Aufgaben wie die Bestimmung des Knochenalters oder der Beinachse kann die KI inzwischen deutlich beschleunigen. Und für die Befundung einer zerebralen MRT zur Diagnostik der Multiplen Sklerose brauchen Notohamiprodjo und Kolleg:innen mit KI-Support nur noch etwa drei statt bislang zehn Minuten.

Erhöhte Sicherheit

Am Beispiel des Röntgenthorax illustrierte Notohamiprodjo den potenziellen Nutzen der KI für ein Mehr an Sicherheit für Patient:innen und Praxis: Ein übersehener Pneumothorax kann zu Schaden für den Patienten / die Patientin gesundheitliche Folgen haben und im Schadensfall zur Haftung der Praxis führen. KI kann hier als Sicherheitsnetz dienen.

Höhere Reputation der Praxis

Auch der Image-Zugewinn der radiologischen Institution bei potenziellen Bewerber:innen ist nicht zu unterschätzen, betonte Notohamiprodjo. KI dokumentiere die Modernität einer Praxis und erhöhe auch die Reichweite in den Sozialen Netzwerken.

Möglichkeiten der Vergütung

„Zur Zeit zahlen wir selbst für die KI“, sagte Notohamiprodjo, denn: „KI-basierte Softwareapplikationen in der radiologischen Diagnostik sind in der ambulanten Versorgung derzeit noch nicht Bestandteil des Leistungskataloges der GKV", zitierte er Peter Wigge, der als Justiziar die Deutsche Röntgengesellschaft in medizinrechtlichen Fragen berät (www.radiologie-recht.de). Solche Leistungen könnten daher nur privatärztlich erbracht und über die GOÄ mit den Patient:innen abgerechnet werden.

Für KI-basierte Leistungen außerhalb des Leistungskataloges der GKV erwartet Notohamiprodjo eine zunehmende Zahl von Selektivverträgen mit GKVen, etwa für die multiparametrische MRT der Prostata.  

Fazit: Es wird schnell gehen

KI wird sehr schnell immer mehr im radiologischen Arbeitsalltag präsent sein und bei zahlreichen Aufgaben unterstützen. "KI wird den Menschen besser machen, aber nicht ersetzen", resümierte Notohamiprodjo.

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