Studie zur Teilnahme von Patientinnen an Tumorkonferenz

Studie zur Teilnahme von Patientinnen an Tumorkonferenz

Studie liefert Daten, um Vor- und Nachteile einer Beteiligung von Patientinnen an Tumorkonferenzen besser zu bewerten. Die meisten Befragten empfanden eine Teilnahme als positiv.

  • Datum:
    30.08.2021
  • Autor:
    C. Dahm-Brey (mh/ktg)
  • Quelle:
    Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

In Tumorkonferenzen diskutieren Ärztinnen und Ärzte aus Onkologie, Radiologie, Chirurgie, Pathologie und weiteren Fachdisziplinen gemeinsam einzelne Erkrankungsfälle – aber selten mit den Erkrankten. Bisher bieten in Deutschland nur einzelne Brust- und Gynäkologische Zentren ihren Patientinnen die Möglichkeit, an Tumorkonferenzen teilzunehmen. Ein Team der Universität Oldenburg sowie der Universitätskliniken Bonn und Köln hat in der PINTU-Studie untersucht, ob Krebspatientinnen von einer solchen Teilnahme profitieren. Eines der Ergebnisse: Die meisten Befragten empfanden eine Teilnahme als positiv, schreibt das Team im Fachmagazin Cancer Medicine. Die Erkenntnisse sollen helfen, Empfehlungen für Kliniken zu entwickeln, die Betroffene in Tumorkonferenzen einbinden möchten.

„Ob Patientinnen und Patienten wirklich davon profitieren, wenn sie bei den oft sehr fachlichen Diskussionen dabei sind, ist bisher umstritten – und leider wenig untersucht“, sagt die Oldenburger Versorgungsforscherin und Erstautorin der Studie, Prof. Dr. Lena Ansmann. Allerdings werde international verstärkt nach Möglichkeiten gesucht, Betroffene stärker an der Planung ihrer Therapie zu beteiligen.

Um diese Wissenslücke zu verkleinern, befragten die Forschenden mit 87 Patientinnen mit Brustkrebs oder einem gynäkologischen Tumor vor und direkt nach ihrer Teilnahme an einer Tumorkonferenz sowie vier Wochen später. Zum Vergleich befragten sie 155 Erkrankte, die nicht an der sie betreffenden Tumorkonferenz teilnahmen. Außerdem beobachtete das Team insgesamt 317 Fallbesprechungen in Tumorkonferenzen – direkt sowie mit Hilfe von Video- und Tonaufzeichnungen. An 95 dieser Fallbesprechungen waren Betroffene beteiligt.

Dabei zeigt sich, dass die Tumorkonferenzen mit Beteiligung der Erkrankten sehr unterschiedlich abliefen. Manche Kliniken ließen die Patientinnen an der gesamten Konferenz teilnehmen. Andere hielten die eigentliche Konferenz ohne die Erkrankten ab, ließen sie aber anschließend an einer kleineren Runde teilhaben, die etwa über Therapieempfehlungen informierte. Auch andere Bedingungen der Konferenzen variierten, etwa die Dauer oder die Sitzanordnung. 

Aus den Befragungen ging hervor, dass die Erkrankten eine eher passive Rolle in den Konferenzen spielten. Beispielsweise berichteten nur 61 Prozent, an der Entscheidung zur Therapie beteiligt worden zu sein. Insgesamt nahmen die meisten Patientinnen die Konferenzen als eher positiv wahr, empfanden sie etwa als informativ und empfahlen die Teilnahme weiter. Einige Betroffene berichteten allerdings, dass die Konferenzen bei ihnen Angst und Verunsicherung ausgelöst haben – ein Umstand, den künftige Untersuchungen stärker in den Blick nehmen müssten, betont Ansmann.

Zur Originalpublikation in Cancer Medicine

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