Empfehlungen zur bildgebenden Diagnostik koronarer Stenosen und Plaques

Empfehlungen zur bildgebenden Diagnostik koronarer Stenosen und Plaques

Die nicht-invasive kardiale CT ist die Methode der Wahl, um Koronarstenosen bei Patient:innen mit mittlerer Prätest-Wahrscheinlichkeit für eine KHK auszuschließen oder zu bestätigen.

  • Datum:
    07.08.2023 1 Kommentare
  • Journal:
    Nat Rev Cardiol 2023 Jun 5
  • Titel:
    Clinical quantitative coronary artery stenosis and coronary atherosclerosis imaging: a Consensus Statement from the Quantitative Cardiovascular Imaging Study Group.
  • Autor:
    Mézquita AJV et al.
    Zur Originalstudie

Ein interdisziplinäres Team aus Klinik und Wissenschaft hat ein Konsensuspapier mit Empfehlungen für die bildgebende Diagnostik koronarer Stenosen und Plaques veröffentlicht. Es soll klinisch arbeitenden Ärzt:innen helfen, die am besten geeignete Bildgebungsmethode für Diagnose und Therapieplanung auszuwählen.

Marc Dewey, Letztautor der Studie, erwartet, dass das Konsensuspapier die klinische Praxis verändern wird:

„Diese Publikation liefert einen interdisziplinären klinischen Konsens, der sich auf evidenzbasierte Daten stützt. Es ist eine kondensierte Zusammenfassung und bildet das aktuelle Wissen zu den einzelnen Verfahren übersichtlich ab.“

Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. vom 4.7.2023

Die Empfehlungen zur Eignung der einzelnen Bildgebungsverfahren für die direkte Darstellung der Koronararterien basieren auf einem dreistufigen Echtzeit-Delphi-Verfahren, das vor, während und nach dem zweiten ‚International Quantitative Cardiovascular Imaging Meeting’ im September 2022 stattfand.

Sieben Bildgebungsmethode wurden miteinander verglichen: CT, MRT, PET (Positronen-Emissions-Tomographie), SPECT (Einzelphotonen-Emissionscomputertomographie), ICA (Invasive Koronarangiographie), IVUS (Intravaskuläre Ultraschall) und OCT (Optische Kohärenztomographie).

Wesentliche Empfehlungen

Nicht-invasive kardiale CT

Die nicht-invasive kardiale CT ist die bevorzugte Methode bei Patient:innen mit mittlerer Prätest-Wahrscheinlichkeit für eine KHK, um obstruktiven Stenosen der Koronararterien auszuschließen oder zu bestätigen. Sie ermöglicht eine quantitative Bewertung der koronaren Plaque hinsichtlich deren Größe, Zusammensetzung, Lage und des damit verbundenen Risikos für zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse.

  • Erhöhte bzw. unregelmäßige Herzfrequenzen, ausgeprägte Koronarkalk-Ablagerungen und das Vorhandensein von Koronarstents können die Beurteilung der Koronar-Atherosklerose mittels CT erschweren.
  • Automatisierte Software zum Erfassen des gesamten Koronarbaums wird in Verbindung mit höherer zeitlicher und räumlicher Auflösung neuer CT-Scanner die genaue Quantifizierung der koronaren Atherosklerose vereinfachen.

Kardiale MRT

Die kardiale MRT kann die Darstellung der koronaren Plaques erleichtern. In erfahrenen Zentren kann sie als strahlungsfreie Option für die nichtinvasive Koronarangiographie dienen.

  • Die MRT ermöglicht die Darstellung der Wanddicke, der Blutungen in der Plaque und der luminalen Thromben als Hochrisikomerkmale der koronaren Plaque, ist jedoch durch Bewegungsartefakte eingeschränkt.
  • Die MRT eignet sich derzeit nicht für den Einsatz in der klinischen Praxis, da sie im Vergleich zur CT eine geringe Auflösung hat und keine 3D-Darstellung ermöglicht.
  • Neue Technologien zur Verbesserung der räumlichen Auflösung und Bewegungskorrektur und Bewegungskorrektur sowie neue Kontrastmittel könnten die MRT in Zukunft zu einer geeigneten nicht-invasiven Alternative zur CT machen.

PET

Die PET hat das größte Potenzial, um Entzündungsprozesse in koronaren Plaques zu quantifizieren.

  • Wegen ihrer Anfälligkeit für Bewegungsartefakte und ihrer begrenzten zeitlichen und räumlichen Auflösung wird die PET derzeit nur zu Forschungszwecke eingesetzt.
  • Technische Fortschritte und Software-Updates dürften die Bewegungskorrektur verbessern und die begrenzte räumliche und zeitliche Auflösung der PET-Bildgebung überwinden.

SPECT

Die SPECT spielt derzeit nur eine begrenzte Rolle in der klinischen Bildgebung von Koronararterienstenosen und Atherosklerose.

Invasive Koronarangiographie

Die invasive Koronarangiographie gilt zwar als Referenzstandard für die Beurteilung von Stenosen der Koronargefäße, kann aber weder koronare Plaques charakterisieren noch die Gefäßwand darstellen.

  • Die ICA eignet sich für Patienten mit stabilem Thoraxschmerz und einer hohen Vortestwahrscheinlichkeit für eine KHK (>60 %).

IVUS und OCT

Zur Identifizierung von Plaques mit hohem Rupturrisiko sind der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) und die optische Kohärenztomographie (OCT) als wichtigste invasive Bildgebungsverfahren anzusehen.

Das vollständige Konsensuspapier mit allen Empfehlungen ist kostenfrei aufrufbar unter https://doi.org/10.1038/s41569-023-00880-4.

mh/ktg
07.08.2023

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