RöKo 2019 – Strukturierte Befundung – Hype oder nützlich?

RöKo 2019 – Strukturierte Befundung – Hype oder nützlich?

Strukturierte Vorlagen können die Effizienz der Befundung steigern. Richtig aufgesetzt und qualitätsgesichert müssen sie allerdings sein. Funktioniert die Implementierung, sind sie eine exzellente Ausgangsbasis für Deep Learning.

  • Präsentationstag:
    31.05.2019 0 Kommentare
  • Autor:
    kf/ktg
  • Sprecher:
    Thorsten Persigehl, Universität Köln
  • Quelle:
    100. Deutscher Röntgenkongress

„Verbesserte Kollaboration durch soziale Technologien kann die Produktivität interagierender Arbeitskräfte um 20 bis 25 Prozent steigern“. Dieses Zitat aus dem McKinsey Social Economy Report 2012 stellte Thorsten Persigehl, Universität Köln seinen Überlegungen zu strukturierter Befundung voran.

Tatsächlich können auch strukturierte Befundvorlagen die Produktivität von Radiologen verbessern. Bisher ist das Template- Angebot allerdings übersichtlich.

Die Seite des RSNA, radreport.org ist gut aufgebaut und enthält 331 Templates. „Viel tut sich darauf aber nicht“, so Persigehl. Er hat einige Templates überprüft und bescheinigt beispielsweise der Vorlage „Thorax CT für Lungenembolie“ gute Nutzbarkeit und Qualität. Das Template für das Röntgen des Sprunggelenks ist dagegen lang und genügt seinen Qualitätsansprüchen nicht. Nur 140 Templates auf der RSNA-Seite sind qualitätsgesichert, darunter 28 für die CT und 21 für die MRT.

Auch das American College of Radiologists (ACR) bietet Templates an unter www.acr.org/clinical-Resources/Reporting-and-Data-Systems. „Wer sucht, der findet Templates“, so Persigehl.

Er empfahl ESGAR für das Rektum-Karzinom und NCCN (National Comprehensive Cancer Network) für das Pankreas-Adenokarzinom. „In dem Template sind viele Aspekte, die ich vorher nie in meinen Befund aufgenommen hatte“, die sich aber als gut erwiesen hätten, erläuterte er.

Die Deutsche Röntgengesellschaft hostet ihre Befundvorlagen unter www.befundung.drg.de. Dort lässt sich das Template in EasyRad öffnen oder herunterladen. „Wir sind aber bei weitem noch nicht da, wo wir hinwollen“, so Persigehl.

Akzeptanz bei Klinikern

„Unsere Chirurgen akzeptieren kein Prosabefunde mehr“, sagte Persigehl. Auch die Radiologen befunden bevorzugt Fälle, zu denen es Vorlagen gibt. „Der Rest bleibt eher liegen“, so Persigehl. An der Uni Köln existieren auf einer geschlossenen Seite inzwischen eigene Befundvorlagen, die sehr gut akzeptiert werden.

Warum gibt es dann nicht mehr Vorlagen? Ein Hauptgrund sei fehlendes Funding seitens der DRG, so Persigehl.

Als kommerzielle Anbieter nannte er SmartRadiology®, das für die gesamte Diagnostik oder modulweise erhältlich sei, sowie Mint Medical, die auf dem onkologischen Staging aufsattelten.

An Persigehls Institution hat sich vor allem bei der Leber-MRT die Produktivität im Follow-Up gesteigert. „Man kann mit den strukturierten Befundvorlagen die Qualität also deutlich heben“, unterstrich Persigehl.

Außerdem hält er die Thorax-Bildgebung für einen hervorragenden Kandidaten für Deep Learning. Wenn hierzu jede Klinik 1000 Bilder beisteuern könnte, wäre das die richtige Richtung. „Wenn das in die Breite kommt, können wir Sachen machen, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können“, so Persigehl.

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