ECR 2018 – Keine Angst vor KI

ECR 2018 – Keine Angst vor KI

Auch wenn Experten die Verdrängung von Radiologen durch künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren voraussagen, ist die Zukunft des Radiologen nicht so düster, wie es scheint.

  • Präsentationstag:
    03.03.2018 0 Kommentare
  • Autor:
    ab/cml
  • Sprecher:
    Woojun Kim, University of California, Los Angeles
  • Quelle:
    ECR 2018

Kommentare von führenden Spezialisten für Künstliche Intelligenz (KI) haben bei Radiologen und Medizinstudenten, die eine Karriere in der Radiologie in Betracht ziehen, Besorgnis ausgelöst. Zum Beispiel prophezeite Geoffrey Hinton, bekannt als der „godfather of deep learning“, dass die KI in 5 Jahren bei der Analyse medizinischer Bilder besser sein werde als ein Radiologe. Auch andere Experten haben das Berufsbild des Radiologen in naher Zukunft in Frage gestellt.

Reality-Check

Was ist von diesen Vorhersagen zu halten? „Nicht alles Hype, nicht alles Realität“, bemerkte Kim (University of California, Los Angeles, USA), „aber ein bisschen was von beidem“. Die KI ist noch nicht so verlässlich, wie es gerne dargestellt wird. Beispielsweise wurden Straßenschilder von der KI nicht korrekt erkannt, nachdem diese mit schwarzen und weißen Aufklebern versehen worden waren. In einem anderen Fall konnte die KI nicht zwischen einer Schildkröte und einem Gewehr unterscheiden. Der vielleicht bekannteste Fall ist der Twitter-Bot von Microsoft, der innerhalb von 24 Stunden anfing, rassistische Kommentare zu twittern. Kim fügte hinzu, dass Vorhersagen von klugen Köpfen oft nicht Realität werden. „Beispielsweise sagte Bill Gates im Jahr 2004 voraus, dass es innerhalb von zwei Jahren keine Spam-Nachrichten mehr geben würde“, sagte Kim.

KI als Blackbox

Kim erörterte, dass die künstliche Intelligenz wie eine Blackbox sei. „Man weiß nicht, was der Algorithmus tut“, betonte er und stellte den Fall des KI-Programms „Watson“ von IBM vor, das verwendet wurde, um zu entscheiden, ob Patienten ein MRT-Kontrastmittel erhalten sollen. Für einen der Fälle, in denen Watson ein Kontrastmittel irrtümlich zugewiesen hat, lag das Vertrauen des Algorithmus in die Entscheidung bei 99 Prozent. „Würden Sie einer solchen Maschine ohne menschliche Kontrolle vertrauen?“, erkundigte sich Kim.

Das große Ganze

Die derzeitige Diskussion über KI in der Radiologie konzentriere sich vor allem auf die Aspekte der Interpretation und Berichterstattung. Es gebe jedoch zahlreiche andere Prozesse in der Radiologie, bei denen die KI einen positiven Einfluss auf die tägliche Routine des Radiologen haben könne, wie z.B. bei der Terminplanung und Protokolloptimierung. Kim forderte die Radiologen auf, „ihr Blickfeld zu erweitern“. Die künstliche Intelligenz könne auch helfen, Probleme zu überwinden, mit denen Radiologen heutzutage konfrontiert seien. Die Zahl der Radiologen, bei denen Burnout diagnostiziert werde, sei in Großbritannien und den USA hoch. Künstliche Intelligenz könne zur Arbeitserleichterung in der Radiologie beitragen.

Radiologen setzen auf Technik

„Radiologen waren schon immer gut darin, sich neue Technologien zu eigen zu machen“, betonte Kim. Er erwartet, dass dies auch für die KI gelten werde. „Wir sollten uns darauf konzentrieren herauszufinden, wie wir das positive Potenzial der künstlichen Intelligenz nutzen können, anstatt uns auf die negativen Aspekte zu konzentrieren“, empfahl Kim. Kim beendete seinen Vortrag mit einem Zitat von Curt Langlotz, Professor für Radiologie und Biomedizinische Informatik an der Universität Stanford. Während Langlotz nicht glaubt, dass Radiologen durch KI ersetzt werden, glaubt er, dass „Radiologen, die KI verwenden, diejenigen ersetzen werden, die es nicht tun“.

Fazit

KI und der Radiologe schließen sich nicht aus. Vielmehr wird sich die Radiologie weiterentwickeln und technologischen Fortschritte in der künstlichen Intelligenz in die radiologische Routine integrieren - zum Wohle der Patienten und der Radiologen.

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