ECR 2023 – CT-Bildgebung des akuten Schlaganfalls

ECR 2023 – CT-Bildgebung des akuten Schlaganfalls

Die Vorteile eines CT-basierten Protokolls für die Schlaganfalldiagnostik liegen auf der Hand: Die CT ist weithin verfügbar, die Scandauer ist kurz und die Kosten sind niedrig.

  • Präsentationstag:
    01.03.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    biho/ktg
  • Sprecher:
    José Sá Silva, Porto, Portugal
  • Quelle:
    ECR 2023

Leitlinien-gerechtes Protokoll

„In unserem Institut folgen wir der AHA/ASA-Leitlinie“, sagt José Sá Silva, Porto, Portugal. Die Bildgebung folgt diesem Schema:

  1. Native CT
  2. CT-Angiographie
  3. CT-Perfusion bei ausgewählten Patient:innen

Ziel der Bildgebung sind immer die 4 P's:

  • Parenchym – a) Ausschluss einer Blutung, b) Infarktfrühzeichen
  • Gefäße (engl.: Pipes) – Beurteilung des intrakraniellen und extrakraniellen Gefäßsystems (Gefäßverschluss?) sowie der kollateralen Versorgung im Infarktgebiet
  • Perfusion – Beurteilung des zerebralen Blutvolumens und -flusses (Perfusionsdefizit?)
  • Penumbra – Beurteilung des nekrosebedrohten Hirngewebes

1. Native CT

Die native CT ist primäres bildgebendes Verfahren zum Ausschluss einer intrakraniellen Blutung (ICH) oder einer nicht-vaskulären Schlaganfallursache. Beides stellt eine Kontraindikation für die Thrombolyse oder Thrombektomie dar. „Bei einem ischämischen Schlaganfall erkennen wir in etwa 30 Prozent der Fälle den intravasalen Thrombus anhand des hyperdensen Arterienzeichens“, so Sá Silva. „Wir können auch die Ausdehnung des Infarktkerns erkennen.“

Der Alberta Stroke Program Early CT Score – ASPECTS – soll die Diagnose und Therapieentscheidung für eine Thrombektomie erleichtern. Die AHA/ASA-Leitlinien empfehlen keine Thrombektomie bei Patient:innen mit einem ASPECTS < 6. „In unserem Institut orientieren wir uns nicht an diesen Schwellenwert. Es gibt Belege, dass Patienten mit einem niedrigen ASPECTS in der Akutphase dennoch von einer Thrombektomie profitieren“, so Sà Silva. 

2. CT-Angiographie (CTA)

Eine CTA der Hirnarterien sollte vom Aortenbogen bis zum Scheitel durchgeführt werden. Sie liefert Hinweise auf Art und Lage des Verschlusses. „Wir sollten auch die supraaortalen Arterien untersuchen und nach Atheroembolien suchen“, sagte Sá Silva. Er verlässt sich bei der Diagnose auf die Rekonstruktion dünner Schnittbilder, wie:

  • MPR – multiplanare Reformatierung und
  • MIP – Maximum-Intensitäts-Projektion

3. CT-Perfusion

„Die CT-Perfusion setzen wir nur bei bestimmten Patienten ein“, so Sá Silva. Die europäischen Leitlinien empfehlen die CT-Perfusion bei Patient:innen, die die klassischen Kriterien für eine Thrombolyse oder Thrombektomie nicht erfüllen.

Die CT-Perfusion wird empfohlen bei:

  • mehr als sechs Stunden nach Symptombeginn
  • Aufwach-Schlaganfall/unbekannter Zeitraum seit Symptombeginn, oder
  • einem großen Infarktkern mit ASPECTS < 6

Die Leitlinien empfehlen folgende Indikationen für eine Thrombolyse:

  • Wenn die Ausdehnung des Infarktkerns ≤ 70 ml beträgt
  • Wenn die Ausdehnung der ischämischen Penumbra >10 ml beträgt
  • Wenn das Mismatch-Verhältnis >1,2 beträgt

Die CT Perfusion zeigt den Infarktkern (lila) und umgebendes Hirngewebe (grün). Je größer der so genannte Mismatch vom Infarktkern zum Hirngewebe, desto kleiner ist die der Infarktkern relativ zum infarktgefährdeten Hirngewebe.

4. Ausblick: Künstliche Intelligenz

„Künstliche Intelligenz ist in der Schlaganfalldiagnostik auf dem Vormarsch“, so Sá Silva. „KI kann den Bereich des Infarktkerns und des minderperfundierten Gehirns sowie die Diskrepanz zwischen beiden berechnen und quantifizieren. KI kann auch potenzielle große Gefäßverschlüsse identifizieren und Zirkulation der Kollateralen automatisch berechnen. Viele KI-Produkte sind verfügbar: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie in den Klinikalltag integriert werden, so Sá Silva.

Schlussfolgerung

Die Eckpfeiler der Schlaganfalldiagnostik bilden die native CT und die CT-Angiographie. Die Diagnostik wird in bestimmten Fällen durch die CT-Perfusion erweitert. KI-basierte Anwendungen spielen eine zunehmende Rolle in der Schlaganfalldiagnostik.

Referenzen

Berge E et al. European Stroke Organisation (ESO) guidelines on intravenous thrombolysis for acute ischaemic stroke. Eur Stroke J. 2021 Mar;6(1):I-LXII.

Warner JJ et al. Guidelines for the Early Management of Patients With Acute Ischemic Stroke: 2019 Update to the 2018 Guidelines for the Early Management of Acute Ischemic Stroke. Stroke. 2019;50(12):3331-3332.

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