Digitaler Patienten-Zwilling: Prototyp vorgestellt

Digitaler Patienten-Zwilling: Prototyp vorgestellt
Fraunhofer Leitprojekt Med²icin: Verbindung individueller klinischer Daten mit Populationsdaten für gezieltere Diagnose und Therapie (© Fraunhofer IGD)

Ein digitales Patientenmodell soll die personalisierte und kostenintelligente Behandlung auf eine neue Basis stellen. Getestet wird am Uniklinikum Frankfurt.

  • Datum:
    03.11.2021
  • Autor:
    B. Widmann (mh/ktg)
  • Quelle:
    Fraunhofer-Gesellschaft

"Mit dem Prototyp eines digitalen Patientenmodells betreten wir eine neue Ära bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten", sagt Dr. Stefan Wesarg vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Koordinator des Projekts MED²ICIN.

Bislang sind Diagnostik und Therapie chronischer Erkrankungen wie MS, Krebs oder Demenz äußerst komplex und teuer. Ein Grund: PatientInnendaten wie Anamnesegespräche, MRT-Aufnahmen, Laboruntersuchungen oder Therapieverläufe werden zwar immer besser digital erfasst und vorgehalten, liegen aber unstrukturiert und für die Behandelnden nicht immer greifbar vor.

Digitaler Zwilling für optimale Patientenversorgung

Das Leitprojekt MED²ICIN verbindet nun all diese Gesundheitsinformationen einer Patientin oder eines Patienten miteinander und gleicht sie mit Parametern aus Populationsstudien und Daten spezifischer Krankheitsbilder ab – etwa Diagnostik, Krankheitsverlauf, Medikation oder Therapien anderer Betroffener. Unter Berücksichtigung klinischer Leitlinien und gesundheitsökonomischer Aspekte entsteht so ein ganzheitliches, digitales Patientenmodell entstehen – ein digitaler Zwilling.

Einsatz am Uniklinikum Frankfurt

Schon gearbeitet wird mit dem digitalen Abbild am Uniklinikum Frankfurt am Main. Hier wird es am Beispiel chronisch entzündlicher Darmerkrankungen evaluiert und implementiert. Dazu liegen Daten von mehr als 600 Betroffenen mit 170 verschiedenen Parametern vor.

Aktuelle Anwender in dieser Projektphase sind MedizinerInnen im Krankenhaus in der Behandlung zumeist stationärer PatientInnen mit komplexen Krankheitsverläufen. Im späteren Verlauf werden auch niedergelassene FachärztInnen eingebunden. Auch die PatientInnen sollen Zugänge erhalten.

Modulares Dashboard für bildliche Darstellung der Daten

Aufbereitet und visualisiert werden die Daten bei MED²ICIN in einem modularen Dashboard. Die Oberfläche wurde so gestaltet, dass sie intuitiv zu bedienen ist. Die Nutzendem können sie für sich individuell anpassen. Auch ein 3D-Modell des menschlichen Körpers mit seinem Organsystem ist integriert.

Das Leitprojekt startete im Oktober 2018 und ist auf vier Jahre ausgelegt.

Ihr direkter Draht zu uns