Herzklappen aus Eigengewebe – lebenslang haltbar?

Herzklappen aus Eigengewebe – lebenslang haltbar?
PD Dr. Boris Schmitt forscht an einem Herzklappenersatz aus körpereigenem Gewebe (© DHZB)

Unbedenklichkeits-Studie zur Anwendung von Herzklappenersatz aus körpereigenem Gewebe beim Menschen begonnen.

  • Datum:
    12.09.2022
  • Autor:
    C. Vollgraf (mh/ktg)
  • Quelle:
    Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

In einer Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) testen Wissenschaftler einen Herzklappenersatz aus körpereigenem Gewebe beim Menschen. Ziel ist es, sichere Implantate zu erhalten, die möglichst ein Leben lang halten. Denn die derzeit verwendeten Herzklappen werden entweder mit der Zeit durch Verkalkung funktionsuntüchtig oder erfordern eine permanente Einnahme von Medikamenten. Bei Kindern ist außerdem problematisch, dass die künstlichen Herzklappen nicht mitwachsen.

Bildgebungs-basierte Modellierung der Klappe

Für die innovativen Klappenimplantate, die ein Leben lang halten und schonend eingesetzt werden können, entnehmen die ForscherInnen körpereigenes Gewebe aus dem Perikard. Anhand von 3D-Daten aus MRT oder CT formen sie daraus eine neue, passende Klappe für den erkrankten Menschen. In Schafen haben sie bereits sehr gute Langzeitergebnisse mit einem solchen Eigengewebeimplantat für die Lungenklappe erzielt.

Die Studie

Mit ihrer aktuellen Studie untersuchen die Forschenden um den Kinderkardiologen PD Dr. Boris Schmitt nun erstmals im Menschen, ob eine derartige gewebeeigene Herzklappe sicher angewendet werden kann. Sieben junge Erwachsene mit einem angeborenen Lungenklappendefekt werden an dieser Unbedenklichkeits-Studie teilnehmen. Im ersten Jahr, nachdem das Klappenimplantat mithilfe eines Katheters eingesetzt wurde, werden die Patienten alle drei Monate untersucht. Insgesamt dauert die Nachbeobachtungszeit fünf Jahre. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, ist eine größere Folgestudie geplant, an der neben 15 Erwachsenen auch zehn Kinder teilnehmen und eine Herzklappe aus Eigengewebe erhalten sollen.

Probleme mit aktuell verwendeten Klappentypen

Momentan müssen Kinder mit Klappenersatz durchschnittlich alle vier bis fünf Jahre operiert werden, um eine neue Klappe zu erhalten. Denn die zurzeit verwendeten Implantate aus Gewebe von Rind oder Schwein rufen Immunreaktionen hervor, welche die Klappe mit der Zeit so sehr schädigen, dass sie ausgetauscht werden muss. Ersatzklappen aus Metall oder Kunststoff sind zwar deutlich länger haltbar, können aber Thrombosen auslösen. Die Patienten müssen daher ihr Leben lang gerinnungshemmende Medikamente einnehmen.

Die DZHK-Studie ist für Schmitt und seine Kollegen ein wichtiger Schritt hin zu einer mitwachsenden Herzklappe. Ob das gelingen kann, testen sie demnächst in jungen Tieren.

Studientitel: A First-in-Human Feasibility Study to Evaluate the Safety (and Short term Effectiveness) of the Autologous GrOwnValve Transcatheter Pulmonary Heart Valve (GECT-DZHK28)

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