Interdisziplinäre S2k-Leitlinie zu Großgefäßvaskulitiden
Sehstörungen, Erblindung, Schlaganfall – die Komplikationen einer Großgefäßvaskulitis können gravierend sein. Nun gibt es eine interdisziplinäre S2k-Leitlinie, erstellt unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
-
Datum:29.09.2020
-
Autor:A.J. Voormann (mh/ktg)
-
Quelle:Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.
Im Fall einer Großgefäßvaskulitis werden die Wände der großen Blutgefäße zum Ziel eines Angriffs des eigenen Immunsystems. Betroffen sind hauptsächlich die Aorta und die davon abzweigenden Hals- und Kopfarterien ziehen. Die in Europa häufigste Form der Großgefäßvaskulitis ist die so genannte Riesenzellarteriitis. Zu deren frühen Symptomen zählen Sehstörungen, die bis zur Erblindung reichen können.
Die neue Leitlinie empfiehlt daher, bereits beim Verdacht auf eine Riesenzellarteriitis umgehend mit einer Glukokortikoid-Therapie zu beginnen, die Augenschäden meist effektiv verhindert. Die Diagnostik sollte dann jedoch möglichst rasch vervollständigt werden, bevor die Gefäßveränderungen sich zu stark zurückbilden und nicht mehr sicher zu erkennen sind.
Die Diagnose der Riesenzellarteriitis stützt sich hauptsächlich auf bildgebende Verfahren, eine Biopsie sieht die Leitlinie nur noch in Ausnahmefällen vor. „Mithilfe von hochauflösendem Ultraschall, MRT- oder PET/CT-Aufnahmen der Gefäße kann die Erkrankung heute meist sehr schnell diagnostiziert werden“, so der Erstautor der Leitlinie, Dr. med. Jan Henrik aus Kiel.
Für die bildgebenden Verfahren bietet die Leitlinie diese Empfehlungen:
Empfehlung 2e (Starker Konsens)
Bei Verdacht auf eine prädominant kranielle Riesenzellarteriitis sollte die Ultraschalluntersuchung der Arteriae temporales und axillares die bildgebende Modalität der ersten Wahl darstellen. Alternativ kann die hochauflösende MRT eingesetzt werden. Bei Verdacht auf eine prädominant extrakranielle Beteiligung sollte die MRT/MR-Angiographie, PET-CT oder CT eingesetzt werden.
Empfehlung 2f (Starker Konsens)
Zur Beurteilung einer zusätzlichen aortalen Beteiligung bei prädominant kranieller Riesenzellarteriitis kann die MRT, CT oder PET-CT eingesetzt werden.
Empfehlung 2g (Starker Konsens)
Bei Verdacht auf Takayasu-Arteriitis sollte die MR-Angiographie als Methode der ersten Wahl eingesetzt werden. Alternativ können eine PET/PET-CT, Sonographie oder CT-Angiographie durchgeführt werden.