ECR 2023 – Mamma-MRT-Screening: Evidenz, Wirtschaftlichkeit, Implementierung

ECR 2023 – Mamma-MRT-Screening: Evidenz, Wirtschaftlichkeit, Implementierung

Die kontrastverstärkte MRT zeigt eine bessere Karzinomdetektionsrate als die Mammographie und ließe sich wirtschaftlich einsetzen. An der Implementierung der Modalität fürs Screening mangelt es noch.

  • Präsentationstag:
    03.03.2023 0 Kommentare
  • Autor:
    biho/ktg
  • Sprecher:
    Ritse Mann, Nijmegen / Niederlande
  • Quelle:
    ECR 2023

Die European Society of Breast Imaging (EUSOBI) empfiehlt ein ergänzendes, kontrastverstärktes MRT-Screening für Frauen mit extrem dichter Brust, die European Commission Initiatives on Breast and Colorectal Cancer (ECIBC) hingegen nicht. Ritse Mann, Nijmegen, Niederlande, gibt einen aktuellen Überblick über die MRT als Screening-Modalität.

MRT: Sensitiver als Mammographie

Brustkrebs-Screening-Programme senken die Brustkrebsmortalität nachweislich. Die Bildgebungsmethoden könnten jedoch besser sein: wünschenswert sind eine höhere Sensitivität und niedrigere Falschpositiv-Raten. „Je früher wir den Krebs erkennen, desto besser“, so Mann. „Verschiedene Modalitäten sind in dieser Hinsicht getestet worden, und die kontrastverstärkte MRT hat sich als sehr geeignet erwiesen.“

Daten sprechen für MRT als Screening-Modalität

Bei Frauen mit dichtem Brustgewebe reduzierte die kontrastverstärkte MRT als zusätzliche Screening-Methode zur Mammographie die Zahl der Intervallkarzinome signifikant von 5,0 auf 0,8 pro 1.000 (DENSE-Studie: Bakker 2019). Intervallkarzinome sind Krebserkrankungen, die zwischen den Routine-Screening-Untersuchungen diagnostiziert werden. In der zweiten Screening-Runde der DENSE-Studie nach zwei Jahren waren alle entdeckten Karzinome in einem frühen Stadium und nodal-negativ (Veenhuizen 2021). „Wir konnten zeigen, dass Krebserkrankungen mit der MRT früher entdeckt werden“, so Mann.


EUSOBI: Empfehlung für MRT

Die Ergebnisse der DENSE-Studie waren ausschlaggebend für die 2022 erfolgte Änderung der EUSOBI-Screening-Empfehlungen: Frauen mit extrem dichtem Brustgewebe wird nun eine ergänzende kontrastverstärkte MRT empfohlen. Künftig sollten Frauen ihre Brustdichte kennen, wenn sie am Screening teilnehmen. „Die Frauen müssen informiert werden“, sagte Mann.

ECIBC: Keine Empfehlung für MRT

„Die ECIBC-Leitlinien empfehlen die Tomosynthese und nicht die MRT als Screening-Instrument für Frauen mit dichtem Brustgewebe“, so Mann. „Sie können sich vorstellen, dass ich darüber nicht glücklich bin.“ Mann erörterte die Gründe für die Entscheidung der ECIBC und kommentierte:

ECIBC: Die MRT liefert zu viele falsch-positive Ergebnisse.
Mann: „Das ist wahr, aber wenn man sich die DENSE-Studie anschaut: nicht wirklich.“

ECIBC: Die Evidenz für die konstrastverstärkte MRT ist sehr gering.

Mann: „Es gibt eine große randomisierte, kontrollierte Studie, die zu dieser Aussage kommt. Im Gegensatz dazu gibt es sehr viele Kohortenstudien, die zeigen, dass die MRT besser ist als die Mammographie. Aber wenn man sich streng an die GRADE*-Kriterien hält, zählen diese Kohortenstudien nicht. Auch unsere persönliche Erfahrung zählt nicht.“
* GRADE = Grading of Recommendations, Assessment, Development, and Evaluations

ECIBC: Über den Outcome ist nichts bekannt.

Mann: „Das liegt daran, dass die Literaturrecherche nur bis Januar 2020 lief. Die DENSE-Studie war gerade veröffentlicht, aber nicht die Folgestudien. Dazu gehören auch die Studien zu Kosten und Effektivität.“

„Ein neuer Vorschlag der Europäischen Kommission empfiehlt jedoch ein MRT-Screening für Frauen zwischen 45 und 74 Jahren mit dichter Brust", so Mann weiter. „Die Entscheidung liegt also in der Hand der Radiologen.“

Wirtschaftlichkeit des MRT-Screenings

Der potenzielle Nutzen und die Kosten verschiedener Screening-Strategien wurde mit Daten aus der DENSE-Studie modelliert. Es zeigte sich: Ein MRT-Screening in Vier-Jahres-Intervallen oder eine MRT und Mammographie abwechselnd alle zwei Jahre sind am kosteneffektivsten (Geuzinge 2021). Zu den Vorteilen der beiden genannten Screening-Strategien gehörten höhere QALYs (qualitätsbereinigte Lebensjahre), die die Screening-Population damit gewann. Die Kosten zeigten ein akzeptables inkrementelles Kosten-Effektivitäts-Verhältnis unterhalb eines NICE-Schwellenwerts von 22.000 EUR pro gewonnenem QALY.

Unter Verwendung anderer Daten und eines anderen Modells berechneten Tollens et al. (2021), dass die MRT bei einem zweijährlichen Screening-Intervall nach zwei Screenings kosteneffektiv ist. Die Autor:innen zeigten auch, dass verkürzte MRT-Protokolle im Vergleich zu einem vollständigen MRT-Protokoll kosteneffektiv sind. (Tollens 2022). „Ein bestehendes Problem ist das nicht standardisierte verkürzte MRT-Protokoll“, so Mann. Studien verwenden verschiedene verkürzte Protokolle.

Optimale Nutzung der MRT-Kapazitäten

„Ein verkürztes MRT-Protokoll kann bis zu fünf Minuten dauern“, so Mann. Eine dynamische Sequenz, die in ein verkürztes Mamma-MRT-Protokoll eingefügt wird, detektiert maligne Läsionen deutlich früher und schneller als benigne Läsionen. „Radiologen können diese Bilder in etwa 30 Sekunden befunden“, so Mann. Das Protokoll reduziert damit Zeit und Kosten für das Screening. Mann stellte das kosteneffizienteste Szenario vor: „Ein errechnetes Modell zeigt, dass an einem Zehn-Stunden-Tag etwa 70 Frauen gescreent werden können, mit einem Scanner und drei MTR. Sieben Frauen pro Stunde; das ist machbar und möglich.“


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